Neue Bewohner auf dem Windknollen

Pressemitteilung des NABU-Stiftung vom 28. März 2022 zu den Galloway-Rindern:

NABU-Beweidungsprojekt mit Rindern hilft Kammmolch, Feldlerche und Co. im Naturschutzgebiet bei Jena

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Jena – Seit Mitte März steht eine kleine Herde aus Galloway-Rindern auf einer Weidefläche im Norden des Windknollens. „Mit dem Beweidungsprojekt wollen wir eines der letzten regionalen Vorkommen des Nördlichen Kammmolches und des Laubfrosches erhalten. Auch Brutvögel wie die Feldlerche werden von der Anwesenheit der Rinderherde profitieren“, erklärt Franziska Hermsdorf, Mitarbeiterin der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe. Seit 2020 setzt sich die gemeinnützige Stiftung als Eigentümerin für den Erhalt der Artenvielfalt in dem Naturschutzgebiet bei Jena ein.

Der Windknollen bietet wichtige Rückzugsorte für viele in der Region bedrohte Arten. So gibt es zahlreiche Kleingewässer, die während der militärischen Nutzung entstanden und heute Lebensraum für sehr seltene Amphibien und Libellen wie die Große Moosjungfer sind. Durch das Beweidungsprojekt bleiben die wertvollen Tümpel als Lebensraum und Laichgewässer erhalten, denn die robusten Rinder halten die Uferbereiche durch Verbiss und Tritt offen und wirken so einer natürlichen Verlandung entgegen.

Gleichzeitig fördert die extensive Rinderbeweidung durch selektiven Fraß den Strukturreichtum der angrenzenden Wiesen und verbessert das Nahrungsangebot für zahlreiche Insektenarten. Davon profitieren auch bedrohte Vogelarten wie Neuntöter und Dorngrasmücke. Zudem können Feldlerche, Schwarzkehlchen und weitere Brutvögel innerhalb der eingezäunten Fläche ungestört am Boden ihren Nachwuchs aufziehen. Die wenigen Weidetiere kommen den Bodennestern auf der großflächigen Weide in der Regel nicht zu nahe. Mit Hilfe eines Monitorings wird die NABU-Stiftung das Beweidungsprojekt und seine Auswirkungen auf die örtliche Amphibien-, Vogel- und Pflanzenwelt in den kommenden zwei Jahren begleiten und die Beweidungsform weiter anpassen.

Zwischen März und Oktober wird die kleine Galloway-Rinderherde auf der nördlich gelegenen Fläche weiden. Durch ihr ruhiges Gemüt und ihre gute Widerstandsfähigkeit eignet sich diese Rasse ideal für die Freilandhaltung. Die Rinderbeweidung übernimmt der im Gebiet tätige Tierhalter Nikolaus Köhl, der den Großteil des Naturschutzgebietes weiterhin mit Schafen und Ziegen beweidet.

Für den Aufbau der Rinderbeweidung ließ die NABU-Stiftung rund 15 Hektar auf dem Windknollen einzäunen. Das Projekt wird mit Mitteln des Freistaates Thüringen und des Bundes gefördert. Der Windknollen steht der Öffentlichkeit auf den ausgewiesenen Wanderwegen weiterhin zur Naherholung zur Verfügung.